ART OF EMIL

von Doris

Ich fand Emil Srakalovic bei unserer ersten Begegnung Ende 2012 in seiner damaligen Galerie ARTIS in der Grazer Jakoministraße vor. Der junge Künstler befand sich damals in einer Art Umbruchphase seines bisherigen künstlerischen Werdeganges. Er hatte zu dieser Zeit begonnen Pop-Art Portraits darzustellen. Es war das erste Mal für ihn dass er sich dem Thema Mensch zuwandte. Emil war der Meinung, dass das Malen von Menschen ihm durch eine Art Prozess helfen könnte. Der Prozess der Selbstreflexion, das Erkennen wer er ist und wohin er strebt. In Menschen, die einen Hauch seiner selbst in sich trugen und durch das Übertragen dieser Parallelen auf die Leinwand meinte er, seine angehende Stilrichtung und seinen künftigen Schwerpunkt besser finden zu können. Und irgendwie tat er das, indem er das Puzzle zusammenfügte, kam er nach und nach erneut dem Näher, was ihn am ehesten widerspiegelt und seit seiner frühesten Kindheit an am meisten beeindruckt hat: Die Natur und das Tierreich.

Emil wurde am 1. März 1983 als jüngster Sohn von Lalo und Ida Srkalovic – beide akademische Maler – in Foča geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er in Goražde, wo seine Eltern auf der Kunstuniversität unterrichteten und nebenher eine Galerie führten. Kurz vor Ausbruch des Bosnienkrieges, war es die Mutter die intuitiv darauf beharrte die Stadt umgehend zu verlassen. Die Familie ließ alles hinter sich und floh innerhalb weniger Wochen nach Österreich, wo Bekannte ihnen in Hundsdorf einen Wohnwagen zur Verfügung stellten. Als Mietpreis wurde damals ein Bild pro Woche vereinbart. Die beengte Wohnsituation hinderte die Kinder- Emil und Wildan – nicht daran auch weiterhin an Ihren Leidenschaften festzuhalten. Emil übte sich als Kind nicht nur in der bildenden Kunst, sondern gestaltete auch mit größter Hingabe Skulpturen. Außerdem war er schon damals sehr angetan von der Herrlichkeit der Natur. Im Gespräch mit ihm meinte er lächelnd: „Soweit ich zurückdenken kann, habe ich aus Papier Dinge gestaltet. Damals waren es halt noch Comichelden oder Tiere. Ich wäre auch immer schon gerne Biologe gewesen.“ Der Vater arbeitete unterdessen daran für die Familie eine neue Existenz zu schaffen, täglich verkaufte er als Straßenkünstler Aquarelle in der Grazer Innenstadt und erlangte allmählich Ansehen als Künstler. Es folgten die ersten Ausstellungen und ein breiterer Bekanntenkreis der es der Familie folglich ermöglichte in der Leonhardstraße eine neue Wohnung zu erlangen. Später wurde hier nicht mehr nur gewohnt sondern auch im hauseigenen Atelier gearbeitet. Hinzu kam die Eröffnung der Galerie ARTIS, deren Namen Emil später zu Ehren der Eltern für seine eigene Galerie in der Jakoministraße weiterführte. Doch bis zur Eröffnung der ersten eigenen Galerie 2012 war es ein weiter Weg. Ein pädagogischer Werdegang der ebenso facettenreich ist, wie der Künstler und seine Werke selbst. Emil besuchte anfänglich die Ortweinschule, entschied sich letztendlich allerdings dazu, in der elterlichen Galerie die Lehrabschlussprüfung zum Kunst-und Farbenhändler abzulegen. Seinen Abschluss absolvierte er später nach 3-jährigem Meisterstudium als Bildhauer. Seine erste Einzelausstellung hielt er 2003 im ehemaligen Galeriecafe am Grazer Dietrichsteinplatz ab, es folgten rund 20 weitere Einzel- und 40 Gruppenausstellungen. Indes schafften es die Eltern ihren gesamten Lebensschwerpunkt auf ein 500m² große Anwesen am Fuße des Ruckerlberges zu verlagern. Dort befindet sich nun auch das bekannte Atelier der beiden.
Heute scheint Emil sich tatsächlich gefunden zu haben. Die Galerie führt er aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr, die Aufträge flattern auch so ins Haus. Hauptsächlich durch Mundpropaganda. Man kennt ihn, den Künstler der sich nun wieder ganz der Flora und Fauna widmet und regelmäßig Malkurse anbietet. Hinzukommend beteiligt sich Emil als Artdirector bei der Grazer Band Knife Fighting Monkeys. Er selbst spricht von einem Zurückfinden zum Ursprung, von einem Verbinden mit der Natur: „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dem Menschen die Natur näherzubringen. Ich möchte nur aufzeigen, wie toll sie in meinen Augen ist, nicht mehr und nicht weniger. Ich vermeide es auch, die Probleme durch die Kunst in den Fokus zu rücken, denn von denen wissen wir bereits. Es geht nicht darum aufzuzeigen was die Probleme sind, sondern was gut ist. Vielmehr möchte ich die Energie auf das Leben umlenken.“ Vom Portraitieren hat er derzeit ganz abgelassen, er räumt dem Menschen zwar den selben Stellenwert wie dem Tierreich ein, doch wenn er die derzeitige geopolitische Lage betrachtet dann fühlt es sich für ihn schlichtweg falsch an, den Menschen bildlich zu verewigen.Beitragsbild01Beitragsbild03Beitragsbild04Beitragsbild05Beitragsbild06

Weitere Links:

Neueröffnung Galerie Arties Jakoministraße 2012 (hier)

Workshop mit Kindern der Volksschule Sankt Stefan ob Stainz (hier)

90 Jahre Künstlerbund Graz: Jubiläumsausstellung „Ein Schrei“ (hier)

Bericht über das Jakominiviertel und die Galerie Artis (hier)

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